Die Wandstärke ist ein anderes Beispiel: In Deutschland sind neu gebaute Wohnungswände oft 24 Zentimeter dick, für die Tragfähigkeit wäre aber häufig auch eine Stärke von 11,5 Zentimeter ausreichend. Bei Wohnungstrennwänden und -decken gilt Ähnliches, nur wird alles überdimensioniert, um höheren Schallschutzanforderungen zu genügen. Die Mindestanforderung aber würden auch Decken und Wände erfüllen, die sechs bis zehn Zentimeter schlanker sind – solange die Nachbarn nicht Schlagzeug spielen oder ihre 200-Watt-Stereoanlage aufdrehen. "Der Mindestschallschutz in Deutschland ist der beste der Welt", sagt Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel, der am Hamburg-Standard mitgearbeitet hat. "Und mit 11,5 Zentimeter dicken Wänden gewinnt man pro Wohnung noch drei bis vier Quadratmeter an Fläche." Leitungen und Kabel, die vorher in den dicken Wänden verschwanden, müssen dann zwar in Sockelleisten oder auf Putz gelegt werden, aber das könne auch ein Vorteil sein, weil man bei Umbauten nicht die Wand aufreißen müsse.
Gerade mit dem Schallschutz steht und fällt der Wohnkomfort! Niemand möchte seine Nachbarn hören. Und solange man sich diese nicht aussuchen kann (und selbst das ist keine Garantie für ruhiges Wohnen), muss man davon ausgehen, dass diese dann 24/7 Schlagzeug spielen, oder die Türen knallen. Anstatt die Wand- und auch Deckenstärken zu Lasten des Schallschutzes zu reduzieren, sollte man lieber dann den Bodenbelag weglassen, sofern dies nicht schon der Fall ist.
Zu den Aufputzleitungen: das könnte ein Sicherheitsrisiko darstellen. Wenn der Mieter befindet, dass zu wenige Steckdosen vorhanden sind, kann er einfach mit ein paar Lüsterklemmen aus dem Baumarkt und null Elektro-Kenntnissen das Kabel abzweigen. Bei einer Unterputz-Installation wäre wahrscheinlich die Hemmschwelle zu hoch.