Der neue Vorschlag aus dem Rathaus, den Autoverkehr auf der Hohenzollernstraße doch wieder einspurig zu führen und auf der anderen Fahrbahn eine Radspur anzulegen, erhielt in der Bezirksvertretung Nord nur wenig Applaus. Dabei versprach der städtische Verkehrsplaner Julian Grimm gleich zu Beginn seines Vortrags: „Dieses Mal wird es keine Experimente geben. Wir haben uns für eine Standardlösung entschieden.“ Mit Experiment meinte er die Protected Bike Lane (PBL), wie ein baulich abgetrennter Radstreifen auf der Fahrbahn im Fachjargon heißt.
Die hatte sich die nach der Kommunalwahl 2020 angetretene Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP zum Ziel gesetzt, wobei die Liberalen weniger aus Überzeugung denn aus Kooperations-Pflicht zugestimmt hatten. 2023 ging die PBL an den Start, war anfangs immens umstritten. Die Aufregung legte sich, breite Sympathien flogen der neuen Radspur aber nie zu. Selbst manche Alltags-Radler hatten Bedenken wegen der scharfkantigen Steine, die zur Abgrenzung eingesetzt worden waren – und nie hätten eingesetzt werden dürfen, wie sich später herausstellte.
Schließlich räumten gerichtliche Eilbeschlüsse, die der Klage eines Bürgers folgten, „das Experiment“ ab. Die Stadt musste alles für eine sechsstellige Summe rückabwickeln, verband den Aufwand mit einer ohnehin zu einem späteren Zeitpunkt geplanten Sanierung dieses Abschnitts der Hohenzollernstraße. Seit einigen Wochen fahren die Autos je Richtung wieder auf zwei Spuren. Wer mit dem Rad unterwegs ist, fährt ungeschützt auf der Straße – oder freiwillig auf einem in Teilen maroden und zu schmalen Radweg im Randbereich.
Nun wagt die Stadt einen neuen Anlauf, diesmal mit einer einfach abmarkierten Radspur, ohne Experimentierlust und bauliche Elemente. Allerdings wird der Vorschlag, so wird betont, noch intensiv auf Rechtmäßigkeit abgeklopft.
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Die PBL sei die falsche Umsetzung eines falschen Vorhabens und das Experiment mit 500.000 Euro sehr teuer gewesen, betonte Michael Weigand (CDU) und forderte eine gesamtstädtische Lösung, für „Frieden statt andauernden Konflikten“ zwischen Verkehrsteilnehmern. Mancher BV-Teilnehmer staunte über so viel Friedfertigkeit des Christdemokraten bei diesem Thema. Hatte sich die Partei bisher doch vor allem stark für alternative Radrouten über die Eickener Straße oder die Bökelstraße gemacht, was sich bei einem Vor-Ort-Termin aber auch als nicht frei von baulichen Problemen und Konfliktpotenzial erwiesen hat.
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