this post was submitted on 12 Jun 2025
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Und wieder einmal wird die Problembehandlung nach ganz hinten geschoben und nur am Symptom herum gedoktort.

Ich hab Bauchschmerzen.

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[–] brennesel@discuss.tchncs.de 5 points 5 days ago* (last edited 5 days ago) (1 children)

Als hätte das in diesem Fall etwas geändert. In einer Zeitung gab es einen ausführlicheren Bericht dazu. Darin steht, dass die Täterin auch in Hamburg schon bekannt war und in Schleswig-Holstein aktuell sogar wegen Körperverletzung vor Gericht stand. Das nähere Umfeld hatte wiederholt vor einer Gefahr gewarnt. Zum einen wegen Gewalt gegen sich selbst (>10 Suizidversuche), aber auch wegen öffentlicher Gefährdung und vieler anderer Vorfälle.

Hier ein paar Ausschnitte für den Kontext:

Was ist von der 39-Jährigen bekannt? Sie hat keinen festen Wohnsitz, reist, vermutlich mit der Bahn, durchs Land. Mal wird sie in Limburg aufgegriffen, mal in Cuxhaven, mal in Hamburg. Seit 2021 haben Polizeien und Ärzte in gleich fünf Bundesländern mit der in Braunschweig geborenen Frau zu tun.

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Anfang Mai wird sie schließlich hilflos in Cuxhaven entdeckt. Auf Grundlage des Niedersächsischen Gesetzes über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke (NPsychKG) wird sie drei Wochen lang im Ameos Klinikum Seepark Geestland untergebracht. Das verspricht laut seiner Homepage allen Menschen, die an seelischen Störungen leiden, ein differenziertes Behandlungsspektrum und wirksame Hilfe. Nachhaltig war diese Hilfe nicht: Das Klinikum entlässt die Patientin am 22. Mai in die Hilf- und Obdachlosigkeit.

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Aber es bleiben bis zum Anfang vergangenen Jahres eher Bagatelldelikte, die auf ihr Konto gehen. Mal schubst Heike Maier [Name geändert] Menschen, mal verbrennt sie auf einem Tisch eine Arztrechnung, was ihr eine Anzeige wegen Brandstiftung einbringt, mal wirft sie mit Büchern um sich. 2024 nehmen die Taten an Vehemenz zu.

Im März vor einem Jahr attackiert sie im Zug nach Bremen Fahrgäste. Im Rucksack versteckt trägt sie ein Beil mit sich herum. Hat ein Schub die schwere psychische Erkrankung nochmals verstärkt? Das ist Spekulation, liegt als Erklärung aber nahe. Am 6. November 2024 zeigt der Vater die Suizidgefährdung seiner Tochter an. Die wird klinisch aufgenommen, verschwindet dann wieder. Kurzvor Weihnachten 2024 melden die Eltern die Tochter als vermisst. Tags darauf wird sie wieder aufgegriffen. Zwei Wochen später kommt es zum bislang schwersten Zwischenfall, von dem die Behörden wissen: einer Attacke gegen die Eltern.

Am 5. Januar greift Heike Maier ihren Vater und ihre Mutter (71) in deren Zuhause in Großhansdorf an. Sie verletzt den 69-Jährigen mit einem spitzen Gegenstand, vermutlich einer Schere, schwer und die Mutter an den Händen, als diese versucht, ihre Tochter zu entwaffnen. Danach lässt sich Maier festnehmen, ohne Widerstand zu leisten. Das Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung der Lübecker Staatsanwaltschaft ist heute, fünf Monate später, noch immer nicht abgeschlossen.

Nach dem Angriff auf die Eltern reicht es der Staatsanwaltschaft. Sie beantragt erst beim Amts-, dann mit einer Beschwerde beim Landgericht Lübeck, das Pendant zur Untersuchungshaft anzuwenden: die Unterbringung in einer forensischen Klinik nach Paragraf 126a der Strafprozessordnung. Unbefristet; streng gesichert hinter meterhohen Mauern; therapieerfahren im Fall von psychisch kranken Straftätern. Doch die Lübecker Richter sagen nein.

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Anders als behandelnde Ärzte und urteilende Richter, scheint die Betreuerin von Heike Maier die Eigen- und Fremdgefährdung erkannt und ernst genommen zu haben. Sie soll nach Abendblatt-Informationen vehement versucht haben, die psychisch kranke Frau dauerhaft in einer Fachklinik unterzubringen. Aber die Betreuerin scheiterte genauso wie die Lübecker Staatsanwaltschaft.

[–] Lhianna@feddit.org 7 points 5 days ago

Ja, so sehe ich das auch. Es gab mehr als genug Hinweise (gleiches gilt übrigens auch für den jungen Mann, der in Aschaffenburg getötet hat), dass eine Gefährdung besteht. Ein Register hilft da nicht weiter.

Geholfen hätte es im Fall von Hamburg in jedem Fall die Frau nicht einfach aus der Psychiatrie auf die Straße zu schicken. Wir brauchen mehr Hilfen für psychisch Erkrankte, bei Gefährdung notfalls auch Zwang, aber definitiv nicht noch mehr Stigmatisierung.